Name, Klasse, Datum:

Die 11. Historie sagt, wie Eulenspiegel sich in Hildesheim bei einem Kaufmann als Koch und Stubenheizer verdingte und sich dort sehr schalkhaftig benahm. (2/5 vereinfacht)

Fragen (zum Ausdrucken) ausblenden || Hier geht es zum Originaltext

Erklärungen:
er benimmt sich schalkhaftig=er treibt viele (auch üble) Späße, Junker = junger Herr, Adeliger, gesotten = gekocht, Pfaffe = Priester, Pfarrer, Fuder = eine Wagenladung, licht = hoch

AA: Merke Dir für den späteren Test besonders gut: Was soll Eulenspiegel für den Junker tun? Über welche Streiche lacht der Junker? Male ein kleines Bild!

In Hildesheim ging einmal ein Kaufmann vor dem Tor spazieren und wollte in seinen Garten gehen. Unterwegs fand er Eulenspiegel auf einem grünen Acker liegen, grüßte und fragte ihn, was er für ein Handwerksgeselle sei.
Eulenspiegel antwortete ihm mit heimlichem Spott, er sei ein Küchenjunge und habe zur Zeit keine Arbeit. Da sprach der Kaufmann zu ihm: »Wenn du tüchtig sein willst, nehme ich dich selber auf.« Eulenspiegel war einverstanden.

Der Kaufmann fragte ihn, wie er heißt. »Herr, ich heiße Bartholomäus.« Der Kaufmann sprach: »Das ist ein langer Name, man kann ihn nicht gut aussprechen. Du sollst Doll heißen.« Eulenspiegel sagte: »Ja, lieber Junker, es ist mir gleich, wie ich heiße.« »Gut«, sprach der Kaufmann, »komm her und geh mit mir in meinen Garten. Wir wollen Kräuter mit uns heimtragen und junge Hühner damit füllen. Denn ich habe Gäste eingeladen, denen wollte ich gern etwas Gutes antun.«
Eulenspiegel ging mit ihm in den Garten und schnitt Rosmarin. Damit wollte er etliche Hühner füllen. Dann gingen sie miteinander nach Hause.

Als die Frau Till sah, wunderte sie sich. Der Kaufmann sagte: »Frau, sei zufrieden. Er soll dein eigner Knecht sein; denn er ist ein Koch.«
Zu Eulenspiegel sagte er: »Nimm einen Sack und komm mit. Wir wollen noch Fleisch und einen Braten kaufen.« Nach dem Einkauf sprach er: »Doll, setze den Braten morgens auf und lass ihn kühl und langsam braten, damit er nicht anbrennt. Das andere Fleisch setz auch beizeiten dazu, damit es zum Imbiss gesotten ist.« Eulenspiegel sagte ja, stand früh auf und setzte die Speise aufs Feuer. Den Braten aber steckte er an einen Spieß und legte ihn zwischen zwei Fässer Bier in den Keller, damit er kühl liege und nicht anbrenne.

Fragen zum Textverstehen:

1. Welchen Beruf gibt Till auf die Frage des Kaufmanns an?
=Maurer, =Küchenjunge, =Koch

2. Welchen Namen gibt Till an?
=Bartholomäus, =Bastholomänus, =Kartholomäus

3. Womit sollen die Hühner gefüllt werden?
=mit Äpfeln, =mit Kräutern, =mit Kastanien

Markiere den Text


Am nächsten Tag fragte der Kaufmann, ob das Essen fertig sei. Till antwortete: »Es ist alles bereit außer dem Braten«. »Wo ist der Braten«? sprach der Kaufmann. »Er liegt im Keller zwischen zwei Fässern. Ich wusste im ganzen Haus keinen kälteren Ort, um ihn kühl zu legen, wie Ihr sagtet.«

Inzwischen kamen die Gäste; denen erzählte der Kaufmann von seinem neuen Knecht und wie er den Braten in den Keller gelegt hatte. Darüber lachten sie und hielten es für einen guten Scherz. Aber die Frau fand das nicht lustig und wollte Till entlassen.
Der Kaufmann sprach: »Liebe Frau, ich brauche ihn für eine Reise in die Stadt Goslar. Wenn ich wiederkomme, will ich ihn entlassen.«

Als sie am Abend aßen und tranken, sprach der Kaufmann: »Doll, richte den Wagen her und schmiere ihn! Wir wollen morgen nach Goslar fahren, der Pfarrer kommt auch mit.« Eulenspiegel holte Fett; und als alle schliefen, beschmierte er den Wagen innen und außen und am allermeisten da, wo man zu sitzen pflegt.

Früh am Morgen bestiegen sie den Wagen und fuhren ab. Da sagte der Pfaffe: »Was, beim Galgen, ist hier so fettig? Ich will mich festhalten, dass der Wagen mich nicht so rüttelt, und beschmiere mir die Hände überall.«
Sie hießen Eulenspiegel anzuhalten und sagten zu ihm, sie seien beide hinten und vorne beschmiert, und wurden zornig über ihn. Währenddem kam ein Bauer mit einem Fuder Stroh vorbei, der zum Markt fahren wollte. Dem kauften sie einige Bündel ab, wischten den Wagen aus und saßen wieder auf. Da sagte der Kaufmann zornerfüllt zu Eulenspiegel: »Du gottverlassener Schalk! Fahr fort an den lichten Galgen!«
Das tat Eulenspiegel. Als er unter den Galgen kam, hielt er an und spannte die Pferde aus. Da sprach der Kaufmann zu ihm: »Was soll denn das?« Eulenspiegel sagte: »Ich sollte doch unter den Galgen fahren. Da sind wir. Ich meinte, wir wollten hier rasten.« Da lachten sie über die Narretei, und der Kaufmann sagte: »Spann wieder an, du Schalk, fahr geradeaus und sieh dich nicht um!«

Nun zog Eulenspiegel den Nagel aus dem Landwagen, und als sie eine Weile gefahren waren, ging der Wagen auseinander. Das Hintergestell mit dem Verdeck blieb stehen, und Eulenspiegel fuhr allein weiter. Sie riefen ihm nach und liefen, dass ihnen die Zunge aus dem Halse hing, bis sie ihn einholten. Der Kaufmann wollte ihn totschlagen, und der Pfaffe half ihm, so gut er konnte.

Fragen zum Textverstehen:

4. Wie reagierten die Gäste auf den "kalten Braten"?
=sie schimpften, =sie lachten, =sie schlugen Till

5. Was sollte Till mit dem Wagen machen?
=er sollte ihn schmieren, =er sollte ihn anmalen, =er sollte ihn verkaufen

6. Warum hielt Till unter dem Galgen?
=weil da ein Parkplatz war, =weil der Kaufmann dort rasten wollte, =weil Till den Satz des Kaufmanns ganz wörtlich nahm

Markiere den Text

Zur nächsten Geschichte


Kannst Du zu der Geschichte noch zwei oder drei Fragen finden, die noch nicht gestellt wurden?
zur Übersicht
Quelle des Originals: Bote, Hermann: Till Eulenspiegel. Frankfurt/Main: Insel 1981


Idee und technische Umsetzung: D.Schnittke