Geschichte

Grundschule Vor dem Roten Tor
Schulhaus ca. 1900

Das Schulhaus

1901 - 1914     

Kurz nach dem Beginn unseres Jahrhunderts genehmigten die Augsburger Stadtväter den Bau unseres Schulhauses. Die vorhandenen Schulräume waren nicht mehr ausreichend, um die Schüler angemessen zu beschulen.
So entstand nach den Plänen und unter der Oberleitung von Herrn Ing. Müller in der Zeit vom 27. September 1900 bis 7.Oktober 1901 der imposante Baukomplex zwischen Haunstetter und Rote-Torwall-Straße.

(Wie uns Herr Fiege im Jahr 2015 freundlicherweise mitteilt, ist das Bauwerk links (bzw. oben) das ehem. Hotel Kaiserhof. Wir stehen zu unseren Fehlern und lassen das Bild trotzdem drin, aber vielen Dank an den aufmerksamen Leser!)

Schulhaus

Verteilt auf drei Stockwerke hat das Gebäude 23 Schulsäle (...) Die Größe der für je sechzig Schulkinder bestimmten Schulzimmer ist 10x6,8m, bei einer Raumhöhe von 4m.
Die Gesamtkosten dieses Schulhauses betrugen 584 000 Mark. Hiervon 507 000 Mark reine Baukosten, 37 760 Mark für Einfriedung, gärtnerische Anlagen, 39 000 Mark für innere Einrichtung.

Im ersten Jahr ihres Bestehens besuchten1036 Kinder in 21 Klassen die Schule: alles Kinder des katholischen und protestantischen St.-Ulrichs-Sprengels.


Schulhaus
In der Chronik I heißt es:

Am 7.Oktober 1901 vormittags um 8 Uhr fand der Auszug aus dem alten Schulhause an der Maximilianstraße, das für seine Zwecke nicht mehr geeignet war, statt. Der Einzug erfolgte ohne Sang und Klang und ohne Einweihungsakt. In langem Zuge bewegten sich die Kinder der 12 protestantischen Klassen vom alten Schulhause in ihr neues Heim.

Zeugnisbemerkungen von 1912:

"Ohne Begabung und ohne Fleiß, unruhig, bei Tadel frech."
"...ist auch kein großes Licht."
"Ein beschränkter Kopf. Schlafen füllt die meiste Zeit aus, die er in der Schule ist." "Leib und Geist sind noch schläfriger Natur."


Schulhaus ca. 1914

1914-1969

Als im Jahre 1914 der Krieg ausbrach, musste im Oktober das schöne Schulhaus, das als Lazarett Verwendung fand, geräumt werden (...) Da die Klasszimmer nicht ausreichten, musste Halbtagsunterricht gegeben werden. Da veschiedene Lehrer zum Heeresdienst einrücken mussten, fand ein öfterer Klassenwechsel statt.
Es dauerte fünf Jahre, bis das prächtige Schulhaus am Roten Tor wieder bezogen werden konnte.

Rundschreiben vom 27. Februar 1917

Durch Ministerialentschließung vom 17. Januar 1917 Nr. 31747 wurde in den Schulen die Sammlung der Kaffeerückstände (Kaffesatz) anempfohlen. Bei der großen Knappheit der Futtermittel müssen alle für die Ernährung der Schlachttiere verwendbaren Stoffe herbeigeschafft werden. Der Futterwert des Kaffeesatzes ist derzeit besonders hoch, da an Stelle von Kaffee fast ausschließlich Erzeugnisse aus Getreidekörnern Verwendung finden...
Die Schüler der 8. Klassen sollen die Kaffeerückstände in Kisten oder Säcken sammeln(...)

Die Texte und einige Bilder wurden der Gedenkschrift "90 Jahre Volksschule Vor dem Roten Tor", hrsg. von Annerose Hager, Hildegard Kirsche und Achim Schuster mit Fotos von Karlheinz Lappler und Peter Kirsche, Augsburg 1991, entnommen.


Ehemalige Schüler/innen

Caspar Neher, 1897-1962

Caspar Neher: Bedeutender Bühnenbildner des 20.Jahrhunderts

zusammengestellt von Monika Rank

Caspar Neher wurde am 11. April 1887 in der Bismarckstraße 4 in Augsburg geboren. Er war das älteste der fünf Kinder Karl Wilhelm Nehers - ebenfalls gebürtiger Augsburger und Lehrer an der Volksschule am Roten Tor - und seiner Frau Maria Wilhelmine.

Caspar besuchte die Volksschule am Roten Tor 4 Jahre. Während dieser Zeit zeigte sich bereits sein Talent zum Zeichnen. 1907 wechselte er an das Humanistische Gymnasium St. Anna, später an das Realgymnasium an der Blauen Kappe, das heutige Peutinger Gymnasium. Dort lernte er Bert Brecht kennen.

Caspar Neher war von den frühen zwanziger Jahren bis zu seinem Tod 1962 zweifellos der genialste und gesuchteste Bühnenbildner des deutschsprachigen Theaters. Wenn man ihn verpflichten konnte, war das Garantie für eine nahtlose Verschmelzung von Dichterwort und Bühnenbild, ganz gleich, ob es sich um historische oder moderne Theaterstücke handelte. Nach seinem ersten Engagement 1923 am Berliner Staatstheater arbeitete er an sämtlichen Theaterhochburgen wie München, Wien, Frankfurt, Hamburg, Düsseldorf, Salzburg und vor allem immer wieder an den Bühnen Berlins.


Quelle: Augsburger Zeiten - Zeitschrift für Stadtgeschichte und Wirtschaftskultur
Nummer 1/2001
Augsburger Zeiten Verlag, Reifersbrunner Str. 20, 86415 Mering
www.AugsburgerZeiten.de